Gymnasium in China

Auch wenn wir viel unterwegs waren, hatten wir noch genügend Zeit für das alltägliche Leben in China. Was mich schon immer mal interessiert hat, wie sieht so eine chinesische Schule aus? Gehört habe ich ja schon viel über chinesische Gymnasien, aber gesehen habe ich noch keins von innen. Ein normales Gymnasium wie bei uns in Deutschland gibt es in China eigentlich nicht, die so genannte 高中 oder einfach gaozhong ist eher vergleichbar mit einer Mischung aus Internat und Ganztagsschule  in Deutschland. Das hängt stark davon ab, ob man in der näheren Umgebung der Schule wohnt, oder weiter weg, bzw. wie alt man ist. Die jüngeren Schüler schlafen eigentlich nicht in der Schule, was alleine aus Platzgründen ja schon verständlich ist, denn da wo deutsche Schulen vielleicht ein paar Hundert Schüler haben, haben chinesische Schulen ein paar Tausend.

Ähnlich wie in Deutschland gibt es Unterschiede zwischen den einzelnen Schulen, die besseren Schulen kosten im Allgemeinen mehr Geld und sind vielleicht mit deutschen Privatschulen vergleichbar. Hier findet man eigentlich nur zwei Arten von Schülern, die einen, die durch ihre Leistungen überzeugen und die, die von Haus aus Geld haben.

Im Gegensatz zu deutschen Internaten haben die chinesischen Schüler rund um die Uhr Unterricht. Sie müssen früh um 6 aufstehen, haben nur wenig Zeit sich fertig zu machen und zu frühstücken, dann ist bis Mittags Unterricht angesagt. Mittags gibt es dann eine kurze Pause, um etwas zu essen. Je nach Schule gelten hier andere Regeln, abhängig vom Alter, des Wohnortes oder den Eltern der Schüler, steht es ihnen frei außerhalb der Schule zu essen.  Anschließend, nach dem Essen, haben die Schüler eine knappe Stunde Zeit für sich selbst, bevor es dann Nachmittags mit dem Unterricht weiter geht. Wo sich deutsche Schüler schon beschweren, wenn sie mal 5 Minuten länger bleiben müssen, akzeptieren die chinesischen Schüler, dass der Unterricht bis Abends um 21 oder 22 Uhr geht. Danach, oder auch vorher, wenn kein Unterricht statt findet, müssen die Schüler ihre Hausaufgaben erledigen. Gegen 23 ist dann Schlafenszeit angesagt, denn dann gehen die Lichter aus.

Wie ihr seht, so ein chinesischer Schultag ist bestimmt nicht für jeden geeignet, ich z.B. würde damit wohl kein bisschen zu recht kommen, denn wie die meisten sicherlich wissen, war ich gerade in meiner Abiturzeit nur wenige Stunden in der Woche in der Schule anzufinden, … was wohl den meisten so gehen dürfte.

Abhängig von den Schulen gibt es auch am Wochenende Unterricht, bzw. die Kinder können die Schule verlassen und nach Hause zu ihren Familien.

Natürlich unterscheiden sich die einzelnen Schulen in China je nach Provinz und Status der Schule, wie es in anderen Provinzen aussieht weiß ich nicht so genau, da ich bis jetzt dort keinen Einblick hatte. Meine Erfahrungen beziehen sich damit nur auf die Shandong Provinz, die wohl ein wenig spezieller ist, was ihre Schule angeht.

Um mir ein genaueres Bild von so einer chinesischen Schule zu machen, haben wir einfach mal die kleiner Schwester meiner Freundin in ihrer Schule besucht. Sie besucht z.B. eine dieser ‚besseren‘ Schulen, die weiter weg sind. So verbringt sie eigentlich ihre ganze Zeit, bis auf wenige Ausnahmen in der Schule. Nur jedes zweite Wochenende von Samstag Mittag bis Montag Morgen, bzw. an den anderen Wochenenden von Freitag Abend bis Sonntag Mittag, kann sie nach Hause. Dort ergeht es ihr aber leider so, wie wohl den meisten chinesischen Schülern, … an statt ein wenig Ruhe und Entspannungen, muss sie fast ihre ganze Freizeit dem Lernen opfern. Da ihre Schule in Mitten der Stadt Yantai liegt, ist es, auf Grund der Anzahl an Studenten, dort nicht verwunderlich, dass die Schlafräume aus 11-Bett Zimmern bestehen. Wohingegen sie den kleinen Luxus hat und sich ihr Schlafzimmer nur mit 3 weiteren Mädels teilen muss, … aber naja, sie ist wohl auch nicht auf Grund ihrer guten Leistungen an dieser Schule.

Das Essen in chinesischen Schulen ähnelt eher dem Essen einer Mensa, … was man sich nun im Einzelnen darunter vorstellt, sei mal jedem selbst überlassen! Aber genau aus diesem Grund freut sich Feifei, ihre kleine Schwester, immer um so mehr, wenn die Mama oder in diesem Fall, wir alle, sie zur Mittagszeit besuchen kommen und anschließend gemeinsam Essen zu gehen. 

Ich behaupte auch mal, genau aus diesem Grund gibt es rund herum um die Schule eine Vielzahl an Restaurants, mit den entsprechenden Preisen. Wobei man fairerweise sagen muss, das liegt wohl auch mit an der Lage der Schule, in Mitten des Stadtzentrums. So gibt es halt öfters mal eine wirkliche Alternative zum tristen Schulessen. Zuletzt waren wir in einem nah gelegenen Huǒguō-Restaurant (火锅 ) essen. Wohl weniger deutsch, aber im Deutschen wohl eher bekannt unter dem Namen Feuertopf, einer Art chinesischem Fleisch-Fondue.

Noch so ein Unterschied, der mir direkt ins Auge stach, wo in Deutschland so manche Schule einen Mangel an Turnhallen oder Möglichkeiten draußen Sport zu treiben hat, so besitzt diese Schule, trotz ihrer zentralen Lage, in mitten der Stadt einen eigenen riesigen Sportplatz inkl. Laufbahn, wobei hier mehrere Klassen gleichzeitig Unterricht haben und die einzelnen Lehrer mit Hilfe von Mikrofonen zu ihren Schülern sprechen.

Eines ist mir seitdem auf jeden Fall klar geworden, … kein Wunder, das Chinesen in der Regel kein Problem haben, Stoff in der Uni einfach auswendig zu lernen, denn wie man richtig lernt, haben sie von Klein auf gelernt. Auch dürfte wohl nun klar sein, warum so viele Chinesen ihr Studium in Deutschland machen, … es ist einfach sehr entspannend und einfach für sie und es gibt eben keine Anwesenheitspflicht.