Yingtan oder auch 鹰潭市, ist eine Stadt in der Jiangxi-Provinz, relativ südlich in China. Es ist eher eine Kleinstadt, selbst für chinesische Verhältnisse, was hat uns also hier hin verschlagen? Gute Frage, ähnlich wie in Deutschland landet man in solchen Gegenden nur, wenn man die lieben Verwandten besucht.
Typisch hierbei auch wieder, wie so oft in China, Arm und Reich leben Tür an Tür und man vermag von außen nicht zu sagen, wie es innen drin aussieht. Alles wirkt vielleicht auf den ersten Blick ein wenig heruntergekommen, gerade für uns Europäer, aber ein Blick ins Innere genügt meist und man stellt keinen Unterschied zum westlichen Leben mehr fest. Auch hier war es der Fall, kaum lässt man die trostlose Straße vor dem Haus hinter sich, überquert den Innenhof und geht die Treppe zur Wohnung hinauf, könnte man meinen, man betritt gerade seine Wohnung in Berlin. Eine Küche, die keine Wünsche übrig lässt, eine bequeme Sofalandschaft, ein 70″ Plasma an der Wand und genügend Schalf- und Badezimmer für eine ganze Armee.
was mir ein bisschen zu schaffen gemacht hat, ist die extrem hohe Luftfeuchtigkeit, weswegen die Menschen hier auch deutlich schärfer essen, als im Norden. Wenn man Abends seine Kleidung über den Stuhl legt, um die Morgens wieder anzuziehen, ist sie so nass, als hätte man sie gerade frisch gewaschen.
Zu meinem Bedauern gehören der Familie meiner Freundin dort nicht nur Firmen, nein auch das ein oder andere Restaurant, eines sogar direkt unten im eigentlichen Wohnhaus – das war es dann wohl mit den guten Vorsätzen, weniger zu essen!
Ich mein, ich bin ein großer Fan der chinesischen Küche und ich habe wirklich schon viel gesehen, aber diese Küche war auch für mich neu, so etwas kannte ich sonst nur von Straßenküchen aber nicht von einem Restaurant. Gekocht wurde quasi draußen, unter einem kleinen überdachten Vorbau, natürlich mit richtigem Feuer, wie sich das für Chinesen gehört!
Aber mal abgesehen vom Essen gab es auch dieses mal wieder eine Menge zu sehen. Da wir aber ebenfalls, nur ein zwei Tage zu Besuch bleiben wollten, glich es eher einem Marathon, als einem gemütlich umher gucken.
Um so erfreuter war ich, als wir am Wasser eine kleine Pause machen konnten, um einer Gruppe Buddhistinnen dabei zu zu gucken, wie sie in einem religiösen Ritual lebende, gekaufte Fische in den Fluss entließen und dazu singend beteten. Da die Menschen hier im Süden allerdings so einen starken Akzent sprechen, habe ich leider so gut wie nichts verstanden – es war trotzdem ein toller Anblick, sie schienen einfach mit sich un der Welt im reinen zu sein.
Die Frau, die zuvor ihr Gemüse gewaschen hat, schien es nicht einmal zu stören, dass diese Frauen sie bei der Arbeit unterbrachen, um ihr Ritual durchzuführen – auch undenkbar in Deutschland.
Wobei ich muss sagen, ich habe ja echt kein Problem damit, alles mögliche zu essen, aber ich glaube bevor ich das Gemüse, was die gute Frau dort ‚gewaschen‘ hat, tatsächlich anrühren würde, würde ich es zuvor mit frischem Wasser schrubben und dann totkochen! Naja aber so sind sie, die Chinesen im Süden, dort wird alles nicht so genau genommen, … aber gestorben ist noch keiner dran, von daher wird es wohl okay sein.
Einzig allein die Abendunterhaltung war etwas eintönig, meine Mahjong Fähigkeiten halten sich in Grenzen, worauf hin ich es den Älteren überlassen habe zu spielen – und so bin ich mit meiner Freundin, ihrer Mama und ihrer Tante zum ‚Haarewaschen‘ gegangen, … statt einer einfachen Haarwäsche, die für mich schon skuril genug war, gab es anschließend noch eine Gesichtsmassage inkl. Maske und Ganzkörpermassage. Ich muss zugeben, meine Haut hat sich noch nie weicher angefühlt, … aber es war trotzdem das erste und letzte Mal für mich! Meiner Meinung nach brauchen wir Männer einfach keine komisch riechende Pampe im Gesicht!
Wobei der Abend echt unterhaltsam war, da die Mitarbeiter wohl noch nie einen Deutschen zu Gesicht bekommen haben, gab es am Ende noch Fotostunde haha – wahrscheinlich ist mein Foto jetzt irgendwo auf einem chinesischen 9gag zu bewundern.
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